716. Wir sehen also hier, dass die unbefriedigten Sehnsüchte in Wirklichkeit eine mindestens genauso gewöhnliche Erscheinung sind wie der gewöhnliche Hunger. Davon, dass dieser erstgenannte Hunger im Dasein nicht dazu da ist, etwas Böses oder ein Martern der Wesen zu sein, erhält man einen lebhaften Eindruck, wenn man sich immer mehr darüber klar wird, dass er eine Realität darstellt, die der Schöpfung jeden Wohlbefindens absolut vorausgehen muss, da das Wohlbefinden nämlich nur als eine Zufriedenstellung existieren kann und diese wiederum nur auf der Basis einer vorausgehenden Unzufriedenheit existieren kann, die in Wirklichkeit dasselbe ist wie Hunger oder Sehnsucht. Hunger, Sehnsucht oder Unzufriedenheit kann also nur als eine absolute vorausgehende Bedingung für die Schöpfung eines jeglichen Wohlbehagens existieren. Alle unbefriedigten Wünsche oder Sehnsüchte der Individuen stellen damit eine vorbereitende Grundlage für die Schaffung eines kommenden Wohlbehagens dar. Da aber bei den Individuen, wie schon gesagt, die Wünsche und Sehnsüchte, die in ihrem derzeitigen Leben nicht zufriedengestellt werden, so zahlreich sind, dass diese Unzufriedenheit geradezu ein fester Faktor in der Analyse der Wesen und nicht bloß eine zufällige abnorme Erscheinung eines einzelnen Wesens ist, wird es hier zur Tatsache, dass heute in der Mentalität der Wesen also eine absolut unerlässliche vorbereitende Grundlage für die Schaffung eines kommenden Wohlbehagens existiert, also ein Wohlbehagen, das jenseits des „Todes" und des „Grabes" liegt. Alle unbefriedigten Wünsche und Sehnsüchte oder jede Form von unbefriedigtem mentalen Hunger stellt also die unzerreißbaren Fäden oder Bänder dar, die nach dem Untergang des physischen Organismus das derzeitige Dasein des Wesens mit einem zukünftig sich fortsetzenden Erleben des Lebens verbinden.
717. Darauf zu bestehen, dass der physische Tod oder der Untergang des Organismus das kommende Wohlbehagen unmöglich machen, indem er die Energieauslösungen abbricht oder zunichte macht, die die Sehnsüchte repräsentieren, ist also dasselbe wie zu behaupten, dass bei jedem Individuum eine Vorbereitung oder ein Zurechtlegen einer Erscheinung zu finden ist, die niemals und in keinem Fall Wirklichkeit werden wird, da der „Tod" als eine Katastrophe dieses ganze vorbereitende Spiel jäh abbricht. Es gäbe also keinen einzigen Fall, in dem dieses kommende Wohlbehagen Wirklichkeit wird. Aber wozu dann dieses ganze Spiel? Die Natur wäre hier also vollkommen unlogisch und unsinnig, ja sie wäre in ihrer eigenen Schöpfung vollkommen machtlos und repräsentierte ein Kräftespiel, zu dem man niemals und in keinem Fall etwas Vergleichbares finden könnte. Glaubt man nicht, dass es der Urheber dieser Behauptung ist, dem der Überblick fehlt und dessen Lehre - und nicht die Natur in ihrer Schöpfung — daher unlogisch und unsinnig ist? Man hat noch nie gesehen, dass die Natur sich irgendetwas vorgenommen hat, das unnütz ist, dass sie also etwas erschafft, was absolut überflüssig ist. Wo gibt es im Übrigen Verschwendung in der Natur. Ist nicht ein jeder Wassertropfen gefüllt mit Leben und Lebensbedingungen für Wesen? Verwandelt die Natur nicht das Wasser aus jedem Rinnstein und jeder Kloake in kristallklares Trinkwasser? Werden die Exkremente der Lebewesen nicht zur Lebensbedingung für die Fortsetzung jeden vegetabilischen und animalischen Kreislaufs? Ja, selbst die Asche eines Feuers, die Spreu aus einer Dreschmaschine wie auch das kleinste Stäubchen vom Teppichklopfen kann sich dem Gesetz der Logik nicht entziehen, sondern ist immer als Glied in einem Kreislauf zu sehen, ohne den jedes physische wie auch geistige Leben unmöglich wäre. Glaubt man denn, dass normale menschliche Wünsche, Sehnsüchte und Begehren weniger wert sind als Exkremente, Abwasser, Spreu, Schlacken und Staubkörnchen. Nein, die Natur kennt absolut keine Form von Mangel an Logik in ihrer Schöpfung und folglich auch absolut keine Form von Verschwendung. Noch nie hat man etwas gesehen, was so klein oder winzig ist, dass es sich außerhalb von Gesetzen befunden hätte und als Verschwendung oder Chaos aufgetreten wäre. Und wir haben doch die Möglichkeit, ziemlich kleine Dinge zu sehen im Verhältnis zu den gigantischen Sternenhaufen oder Galaxien des Weltraums mit ihren Ozeanen von Welten, Planeten oder Himmelskörpern. Was denkt man über Zellen, Moleküle, Atome, Elektronen etc. in unserem Inneren? Existiert unser Organismus nicht aufgrund der Gesetzmäßigkeit dieser Mikroben? Und doch, was bedeutet die Größe dieser Erscheinungen im Verhältnis zur Ausdehnung und zu den Bahnen der an Gesetzmäßigkeit gebundenen Systeme in dem unendlichen Raum, den sich die Astronomie vergegenwärtigen muss? Berechnet man hier die Ausdehnung und Bewegungsbahnen der Systeme nicht nach Hunderttausenden und Aberhunderttausenden von Lichtjahren? Was ist eine Spelze oder ein Staubkörnchen im Verhältnis zu Systemen oder gesetzmäßigen Erscheinungen, die nur mit solchen Einheiten vermessen werden können, die in die Hunderttausende gehen? Und doch zeigen die Tatsachen, dass sie nicht zu „klein" sind, um sowohl hundertprozentig logisch als auch planmäßig hervorzutreten, nicht in einer einzigen Situation aus dem Gesetz der Logik herausfallen können, d.h. außerhalb des Kreislaufs geraten können. Wenn aber Dinge logisch sind, die im Verhältnis zu den übrigen Systemen des Weltraums im Volumen so klein oder unbedeutend sind, wie klein und winzig müssten sie denn sein, um mit Zufall und Chaos identisch zu sein? Ist es nicht so, dass unser Glaube an Zufall und Chaos hier einen nicht wiedergutzumachenden Knacks bekommt? Könnte das Leben es für uns auf eine bessere Weise zur Tatsache machen, dass Zufall und Chaos im absoluten Sinn illusorisch sind und daher nur als ein „gedachter" Gegensatz zu der hundertprozentigen Normalität existieren können, die die Natur in ihrer eigenen Schöpfungsmethode enthüllt und in Form von „Intellektualität" zum Modell für die Erschaffung der vollkommensten Form des Lebenserlebens der Lebewesen gemacht hat? Was ist der Unterricht an Universitäten, Schulen und Lehranstalten anderes als das Darbieten derjenigen Intellektualität, die die größten Forscher der Menschheit in der Werkstatt der Natur entdeckt oder erfahren haben? Es gibt keinen normalen Unterricht, keine normale Manifestation von Wissen oder Weisheit, die keine Wiedergabe der Schöpfungsmethoden der Natur ist. Und es gibt beim Lebewesen überhaupt keine normale Manifestation oder Willensführung die nicht die eine oder andere mehr oder weniger geglückte Form des Kopierens oder Nachahmens dieser Methoden ist. So vollkommen intellektuell ist die Natur, dass, gleichgültig was die Lebewesen auch an Unvollkommenheiten, Verschwendung und Abfall, Abnormitäten und Sinnlosigkeiten innerhalb ihrer eigenen Wahrnehmungsperspektive erschaffen mögen, es niemals und in keinem Fall Chaos oder absolute Verschwendung in Gottes Perspektive werden kann. Alles wird nützlich und macht damit den biblischen Ausdruck, Alles ist sehr gut" zur Tatsache. Eine höhere Form von Schöpfungskraft und intellektuellem Können kann also nicht existieren. Wenn aber die Natur somit die höchste Intellektualität aufweist, die es gibt, kann sie auch nur ein ganz bestimmtes Wesen als Urheber haben - nämlich die Gottheit. Die Natur ist Gottes eigenes Bewusstsein.
Die Natur kennt keine Erschaffung von absolutem Chaos. Die Erschaffung von Chaos als bewusste Absicht kann nur in Form von Abnormität vor sich gehen. Chaos kann nur als ein gedachter Gegensatz zu der Wirklichkeit existieren, die um uns herum als Tatsache leuchtet
719. Es ist richtig, dass es unendlich viel gibt, was sich dem erdenmenschlichen Bewusstsein gegenüber genau wie Chaos ausnimmt, aber ein solches Chaos ist ja nur die Bemäntelung oder Verschleierung, in der sich jedes Ding befindet, solange man es nicht durchschauen oder enthüllen kann. Wer würde nicht ein Bauvorhaben mit seinem ganzen Durcheinander an Bottichen, Leitern, Gerüsten, Kalk, Zementmassen, Sand usw. als das reine Chaos auffassen, solange er nicht die geringste Ahnung vom Zweck dieses Vorhabens hat? Gilt nicht auch dasselbe für den Zweck hinter dem Wirrwarr von Rädern, Apparaten und Maschinen in einer komplizierten Fabrikanlage? Glaubt man, dass ein Feuerländer oder Pygmäe hierin auf den ersten Blick Logik oder einen Plan erkennen kann? „Chaos" ist also der Mantel, in den jedes Ding bei seiner ersten Begegnung mit einer Wahrnehmungsfähigkeit eingehüllt ist. Wenn wir etwas als „Chaos" sehen oder auffassen, heißt das also, dass sich dieses Etwas nur im Vorhof oder in der äußersten Peripherie unseres Wahrnehmungsbereichs befindet. Es ist noch in den Nebel der Distanz eingeschlossen. Hier wird man vielleicht einwenden, dass es „Chaos" ohne weiteres auch innerhalb einer ganz kurzen Distanz im Wahrnehmungsbereich geben kann, ja man kann „Chaos" geradezu bewusst erschaffen. Aber wer löst Energie oder Kräfte ausschließlich mit dem Ziel vor Augen aus, dass diese Auslösung auf gar keinen Fall irgendeinem Zweck dienen darf? Müsste man hier nicht abnorm, d.h. geistig verwirrt, sein, um der Urheber einer solchen Auslösung zu sein? Ist geistige Verwirrung nicht genau dasselbe wie dies, die Dinge in Chaos und Nebel zu sehen? Hier wird man vielleicht weiterhin einwenden, dass man im Krieg in großem Ausmaß durch Kanonen, Bomben und Granaten bewusst „Chaos" schafft und dass dieses „Chaos" nicht durch eine Art sinnesmäßiger Entfernung zu erklären ist, da für viele dieses Chaos im Leben unheimlich nah ist. Hierauf müssen wir aber antworten, dass dieses Kriegschaos von seinem Urheber nicht mit jenem Ziel vor Augen ausgeführt wird, keinem Zweck dienen zu sollen, sondern im Gegenteil, es soll gerade dem Zweck dienen, den Widersacher an Händen und Füßen zu fesseln oder unschädlich zu machen. Aber dann ist es ja kein „Chaos". Derjenige, der das „Chaos" nennt, hat nicht den vollständigen Überblick über die Erscheinung. Und fehlender Überblick ist ja dasselbe wie sinnesmäßige Entfernung, die unweigerlich jedes Ding als „Chaos" erscheinen lässt. Der Begriff „Chaos" wird also niemals rechtmäßig irgendetwas anderes beinhalten können als die sinnesmäßige Entfernung von einem Ding. Die Natur kennt absolut keine Erschaffung von „Chaos". Und die Wesen können unmöglich bewusst Chaos erschaffen, es sei denn, sie haben ihre Sinneskontrolle verloren oder sie sind abnorm. Und so vollkommen und haargenau arbeitet die Natur in ihrer Schöpfungsmethode, dass selbst dieses durch die Abnormität der Wesen hervorgerufene „Chaos" als nützlich in den großen Schöpfungsprozess der Natur mit einbezogen wird und damit ein absolutes „Chaos" unmöglich macht. „Chaos" ist und bleibt somit im absoluten Sinn nur ein kosmisches Perspektivverhältnis und stellt damit nur eine Gedankenerscheinung dar, einen gedachten Gegensatz zur Wirklichkeit, der um uns herum als Tatsache leuchtet.
720. Da „Chaos" im absoluten Sinn unmöglich ist, ist auch das Aufhören des Lebens der Lebewesen mit dem Untergang ihres physischen Organismus unmöglich. Die unbefriedigten Wünsche, Sehnsüchte oder Begehren, die ein Wesen beim Untergang seines physischen Organismus repräsentiert, Kind kein „Chaos", sondern treten vielmehr in allerhöchstem Ausmaß als die zunehmende Manifestation eines wachsenden logischen oder zweckmäßigen Plans auf. Durch die unbefriedigten Sehnsüchte ist deutlich zu sehen, dass das Wesen beim Tod des Organismus unfertig ist. Und da es für die Natur unmöglich ist, ihre begonnenen Dinge oder Pläne nicht zu vollenden, wird hier ein fortgesetztes Dasein des Individuums somit zur Wirklichkeit. Anderenfalls wäre die Schöpfung der Natur längst zu einem absoluten „Chaos „geworden. Da aber absolutes „Chaos" im Universum wie gesagt unmöglich ist. bestätigt hier da Leben selbst die Verkündigung der Unsterblichkeit der Wesen oder des ewigen Erlebens des Lebens als absolut unerschütterliche Tatsache.
Das Elternprinzip ist kein Hindernis für die Identität des Wesens als Oberbefehlshaber bei der Entstehung seines eigenen Organismus
721. Mit Hilfe dieser Tatsache in Verbindung mit der Beweisführung für die Unsterblichkeit, die durch das „dreieinige Prinzip" und die anderen Grundfazite enthüllt wird, wollen wir uns etwas mit den derzeitigen physischen Organismen der Lebewesen beschäftigen. Hinter jedem einzelnen dieser Organismen existiert das ewige „XI" und „X2" oder das Ich und sein Überbewusstsein. Diese beiden „X" stellen wiederum, wie dem Leser bekannt ist, den ewigen Teil oder den Teil des Wesens dar, der schon vor dem derzeitigen physischen Organismus existiert hat und auch nach dessen Untergang existieren wird. Dieses ewige Etwas muss also zu einem bestimmten Zeitpunkt die Schöpfung seines derzeitigen Organismus begonnen haben. Dass dieser Schöpfungsprozess zu einem Zusammenspiel der Energieentfaltungen zweier anderer Wesen wurde und diese damit zu den „Eltern" des neuen Organismus wurden, entkräftet nicht die vorliegende Analyse. Im Gegenteil, dies ist eine notwendige Erscheinung, auf die wir später im „Livets Bog" zurückkommen werden. Dieses Zusammenspiel hindert das Wesen also nicht daran, der absolute Oberbefehlshaber oder das oberste willenführende Etwas in dieser Entstehung eines Organismus zu sein.
Es wird zur Tatsache, dass der Organismus ein einzelnes Bruchstück einer Idee oder eines Planes darstellt, der ausschließlich nur durch viele aufeinander folgende Organismen vollkommen manifestiert werden kann
722.Und nun können wir an der besonderen Struktur dieses Organismus und an seinem Wert als Werkzeug ablesen, dass er ein Glied in einer Skala ist. Er erweist sich nämlich als vollkommener oder weniger vollkommen im Verhältnis zu anderen Organismen. Es gibt also Wesen, die weit vollkommenere und bessere Organismen haben als der genannte Organismus, genauso wie es Wesen gibt, die Organismen haben, die, was die Vollkommenheit betrifft, weit unter ihm stehen. Nehmen wir also alle den Sinnen zugänglichen physischen Organismen in Augenschein, so werden wir Zeuge einer von Unvollkommenheit zu Vollkommenheit ansteigenden, Skala von Organismen. In dieser Skala repräsentiert somit der Organismus jedes Lebewesens die eine oder andere Stufe. Wenn aber die Organismen auf diese Weise eine ansteigende Skala von Vollkommenheit, repräsentieren. wird es ja zur Tatsache, dass der einzelne Organismus nicht das er füllte oder erreichte Ziel der Schöpfung zum Ausdruck bringen kann, dass die Idee oder der Plan dieses Organismus ist. Wenn er aber nicht die Ganzheitsmanifestation oder das Endziel der Idee oder des Plans zum Ausdruck bringt und somit nur ein kleines Bruchstück dessen darstellt, wird es hier ebenso zur Tatsache, dass diese Idee oder dieser Plan eine Erscheinung ist, die ausschließlich durch - nicht einen, sondern - viele aufeinander folgende Organismen vollkommen manifestiert werden kann. Dieser Plan oder diese Idee wird also für jeden Organismus bis zu seiner totalen Vollkommenheit oder seinem Endziel immer weiter fortgeführt, d.h. bis zur' Kulmination in seiner Schöpfungsvollkommenheit.
723. Der derzeitige physische Organismus jedes Lebewesens repräsentiert also eine Idee - d.h. eine Absicht oder einen Plan , die innerhalb der Existenzzeit dieses Organismus absolut nicht begonnen hat und auch absolut nicht zu ihrem Abschluss gelangen kann. Der Organismus jedes Wesens an sich beweist dadurch unerschütterlich, dass er, wie erwähnt, nur das Bruchstück der Erfüllung einer Idee oder eines Plans ist. Es ist also eine Tatsache, dass dieser Plan nicht mit der Entstehung des derzeitigen physischen Organismus begonnen hat, da dieser Organismus genau das fortsetzende Glied eines vorausgehenden Gliedes auf der Entwicklungsskala zum Ausdruck bringt, und dass dieser Plan mit dem Untergang des derzeitigen Organismus absolut nicht beendet werden kann, da sich Organismen zeigen, die ein vollkommen passendes Glied in der Fortsetzung dieses Planes darstellen. Mit anderen Worten, der derzeitige physische Organismus jedes Wesens ist eine Erscheinung, die sinnlos oder unverständlich wäre, die Chaos wäre, wenn der Organismus nicht eben als Bruchstück in der sich fortsetzenden Kette der Erfüllung der Idee oder des Planes, d.h. in Wirklichkeit des Wunsches, gesehen würde, den die Organismuskette unerschütterlich als Tatsache enthüllt.
Dass ein Wunsch hinter der Organismuserschaffung steht, der so große Dimensionen hat, dass er seinen Kreislauf und damit seine Zufriedenstellung innerhalb der Existenzzeit eines einzelnen Organismus nicht vollenden kann, wird durch den Schrecken des Wesens vor dem Sterben zur Tatsache und dadurch, dass der Organismus als Stufe in einer Skala hervortritt. In dem Wunsch des Wesens nach einem weitergehenden Dasein über die Existenzzeit des derzeitigen Organismus hinaus sehen wir den physischen Reflex jener Idee, die hinter der Organismuserschaffung steht
724. Dass da wirklich ein Wunsch hinter der Organismuserschaffung steht, der so große Dimensionen hat, dass er sei neu Lauf innerhalb der Existenzzeit des einzelnen Organismus nicht zu Ende bringen oder seinen Kreislauf nicht vollenden und sein Gleichgewicht (Die Zufriedenstellung) nicht erreichen kann, wird ja dadurch zur Tatsache, dass die Organismen als Stufen in einer Skala hervortreten, nicht zu reden von der Tatsache, dass kein normales Wesen den Wunsch hat zu „sterben" und mit Schrecken dem Untergang des Organismus entgegensieht, solange es noch kein „kosmisches Bewusstsein" hat und deshalb glaubt, dass dieser Untergang das Aufhören seines Lebens bedeutet. Dass die Organismen weiterführende Stufen in einer Skala sind, zeigt ja die gradweise Entwicklung einer Idee, eines Wunsches oder Planes in Richtung seiner Erfüllung durch die Organismen, und der Schrecken vor dem Tod beweist das Vorhandensein des genannten, über die Existenzzeit des derzeitigen Organismus hinausreichenden Wunsches nach dem Erleben des Lebens. In diesem Wunsch, der als Kontrast zur Todesangst existiert, finden wir den physischen Reflex des Plans oder der Idee, die hinter der Organismusschöpfung steht, welche ihren Sitz im Überbewusstsein des Individuums hat. Dass dieser Reflex bei den Menschen nicht besonders detailliert ist, solange sie noch Embryowesen sind, deren kosmische Mentalität sich in ihrem allerersten zarten Erwachen befindet, ist natürlich. Aber auch hier sehen wir durch die Organismen eine gradweise Entwicklung von Wissen, das schließlich so umfassend wird, dass das Wesen seine eigene Unsterblichkeit sehen oder erleben kann oder das Mysterium seines Lebens durchschauen und damit enthüllen kann.
Dass dieser Reflex existiert, wird durch die unsterblichen Worte und Fazite der großen Propheten und Welterlöser zur Tatsache, die trotz allen Materialismus noch strahlender als begehrtes Ziel und friedvoller mentaler Hafen für alle Erdenmenschen dastehen. Alle eilen der Erfüllung der Weihnachtsbotschaft „ Frieden auf Erden“ entgegen, aber ihre Wege sind unterschiedlich.
725. DASS dies so ist, wird durch all die unsterblichen Fazite oder Sätze sichtbar, die der Welt durch ihre größten Weisen GEBRACHT wurden und die trotz des Gegenwindes von Tausenden und Abertausenden von Jahren noch funkelnder und strahlender als je zuvor dastehen, ja die sogar an Glanz und Macht noch zunehmen. Trotz Kanonaden, Bombardierung, Materialismus und Aberglaube offenbaren sie sich immer mehr als leuchtend und haben es längst zur Tatsache gemacht, dass sie eben jene Heilung sind, nach der schließlich unweigerlich alle Wesen in den schlimmsten Stunden der Not, der Gefahr, der Trauer und des Leidens streben. Für absolut alle führt die letzte Wanderung zu diesem Hafen. Die Welt kann deshalb diesen Hafen, nicht auslöschen, vielmehr wird dieser Hafen durch seine Identität mit der Wahrheit und durch seine darauf beruhende wissenschaftliche Bedeutung die Welt erlösen. Was ist die Entwicklungsbahn der Wesen anderes als eine Erfüllung der Worte der wahren „Propheten" und „Welterlöser"? Wer würde behaupten, dass es nicht genau die Erfüllung dieser Worte ist - d.h. Liebe, Kultur, Erleuchtung und Weisheit , nach der er in Wirklichkeit hungert und dürstet? Wer wagt es auszurufen, dass er diese Erfüllung hasst? Ja, ist es nicht gerade diese Erfüllung, auf die sich alle kriegführenden Mächte als Basis für ihren Kampf berufen? Müssen nicht alle behaupten, dass diese Erfüllung ihr absolutes Ziel für die Zukunft ist? Müssen nicht alle mit diesen Behauptungen nach mentalem Balsam, nach Beruhigung und Heilung für das Gewissen suchen? Wer wagt es im zwanzigsten Jahrhundert, direkt auszurufen, dass er ausschließlich kämpft, um zu hassen und zu verfolgen, um jegliche Kultur und alle wirklichen menschlichen Ideale zu zerstören und zu behindern? Wer wagt es zu proklamieren, dass er Krieg ausschließlich als sportlichen Zeitvertreib führt oder mit dem Ziel, zu Odin nach Wallhall zu kommen? Ja, ist es nicht gerade so, dass selbst diejenigen, die töten und morden, weil die sexuelle Wollust bei ihnen in großem Ausmaß nur durch den Anblick des Entsetzens und der Todesqualen ihrer Opfer ausgelöst werden kann, früher oder später ihre Verzweiflung über ihren unglücklichen Zustand zum Himmel schreien? So weit ist die Erfüllung der ewigen Vorschriften und Ideale in ihrer Entwicklung auf der Erde also fortgeschritten, dass alle nach dieser Erfüllung als absolut einzigem schützenden und ruhigen Hafen gegen alle mentalen Stürme, Naturkatastrophen, Zyklone und Erdbeben streben müssen. Es ist das ruhige und friedliche Gewässer dieses Hafens, das die verstümmelten und leidenden Söhne aller Schlachtfelder jenseits ihres eigenen blutigen Totentanzes ausmachen. Über den Tränen, heiseren Todesschreien, gebrochenen Blicken und verstümmelten Leichen von Landsleuten, Kameraden und Freunden wird der Ruf nach dem ewigen Licht „Liebet einander" noch durchdringender, innerlicher und lebendiger und damit dementsprechend unterminierender oder tödlicher für die Sphäre des Krieges oder des tötenden Prinzips. Ja, der Krieg treibt seinen eigenen Untergang voran, je mehr er an seinen Kräften zehrt. Je mehr davon gegessen wird, desto schneller die Sättigung. Das ist das Gesetz. Die Welt steht also schon jetzt obwohl von den verzehrenden Flammen des Krieges umlodert, im Zeichen des Lichtes. Die Blicke aller sind auf die große Befreiung gerichtet. Alle träumen mehr als je zuvor von dem verheißenen „neuen Himmel" und der „neuen Erde". Der Erfüllung der Weihnachtsbotschaft „Friede auf Erden" eilen alle bewusst oder unbewusst entgegen. Nur ihre Wege sind unterschiedlich. Und hier haben wir die wahre Ursache des Krieges selbst. Die Ideale und Sehnsüchte der Erdenmenschen sind im Grunde dieselben. Hier können in Wirklichkeit keine Divergenzen mehr entstehen. So weit haben die ewigen Wahrheiten oder die von der Welterlösung geschenkten höchsten Lebensfazite den größten Teil der Erdenmenschen geführt. Jetzt sind es nur die Wege zum Licht oder zu den Idealen, um die sie kämpfen. Wenn sie aber so weit in der Entwicklung gekommen sind, dann hat das Licht bereits gesiegt. Wenn die Massen nicht mehr um das höchste Ideal selbst oder das ewige Licht selbst kämpfen, sondern alle in dieselbe Richtung wollen, muss eine solche Bagatelle wie die Frage nach dem Weg in diesem Panorama wohl als lösbar bezeichnet werden.
Alle Formen von Krieg sind kein Kampf für oder gegen das Licht - dessen Besitz ist der tiefste Wunsch aller , sondern ausschließlich ein Kampf um die veraltete Hülle, Terminologie oder sprachliche Einkleidung des Lichtes oder der Ideale
726. Wir haben also hier gesehen, dass die Ideale der größten Propheten und Welterlöser nicht allein weiterhin mit Macht bestehen, sondern sogar immer leuchtender werden. Dass es gewisse Menschen gibt, die diese Worte und Sätze, die zu Kanälen für die Ideale oder die Strahlen des Lichtes hinein in die Mentalität der Erdenmenschheit geworden sind, als Aberglauben und Naivität abstempeln, ändert ja nichts am Vorhandensein der Ideale oder des Lichts als Tatsache. Dass die physischen Worte, die zur Terminologie für das Licht wurden, nicht auf Dauer „zeitgemäß" sein können, ist eine Selbstverständlichkeit. Die menschliche Sprache sieht nicht still, sondern ist genau wie alle anderen Dinge dem Gesetz von Entwicklung oder Verwandlung unterworfen. Sie ist „Sitten und Gebräuchen" und der „Mode" unterworfen. Aber dass sich eine unmoderne Hülle um einen Goldschmuck herum befindet, verringert ja nicht den reellen Wert des Schmuckes selbst. Dass sich eine veraltete Terminologie um das ewige Licht herum befindet, kann die strahlende Kraft nicht eliminieren, die es in Millionen von Herzen und Gesinnungen schon gewonnen hat. Und alle heutigen Religionskämpfe, d.h. in Wirklichkeit alle Formen von Krieg, sind also im Grunde nur Kämpfe um die veraltete Terminologie oder Hülle und sprachliche Einkleidung der Ideale oder des Lichts.
727. Dasselbe gilt für die robusten Materialisten, der lehrt, dass jede religiöse Auffassung unwissenschaftlich“, Naivität“ oder „Aberglaube“ sei. Hier sind es wieder nur die Hüllen des Lichtes, die er damit treffen kann. Das, was er als „Naivität" oder „Aberglauben" abstempelt, ist in Wirklichkeit nur die Terminologie, sind die Worte und Sätze, in die das Licht eingekleidet ist. Dass er selbst ein unerschütterlicher Beweis für die Existenz des Lichtes ist, ahnt er nicht, denn sonst würde er sehen, dass all seine Wünsche und Sehnsüchte oder sein ganzes normales Wohlbefinden ausschließlich auf der Hoffnung basiert, dass das Licht existiert, das er verleugnet. Er hat dieses Licht bloß in eine ganz andere Terminologie eingekleidet, die dessen Erkennung noch unmöglicher macht als die überlieferte, die dafür aber andererseits seine Verleugnung deckt. Aber wenn diese Verleugnung wirklich die tiefste Einstellung seines Bewusstseins zum Licht beinhalten würde und er auf diese Weise nicht in der Hoffnung auf dieses Licht lebte, wäre er als absolut anormales Wesen zu betrachten. Denn sein Wohlbefinden könnte dann ausschließlich nur auf der Hoffnung auf Dinge basieren, die in eine der Entwicklung entgegengesetzte Richtung laufen. Um damit in Kontakt zu sein, müsste er sich mentale Finsternis und nochmals Finsternis wünschen. Dass sein eigener Organismus ein Glied oder eine Stufe der Skala von Finsternis zu Licht, d.h. von Unvollkommenheit zu Vollkommenheit, ist, erkennt er nicht als Ausdruck für ein weiterführendes Dasein oder für Unsterblichkeit, obwohl er - wenn er denn nicht gerade an Minderwertigkeitskomplexen oder Größenwahn leidet - sieht, dass es Organismen gibt, die weniger vollkommen sind als sein eigener, und Organismen, die vollkommener sind, und obwohl er des Weiteren Zeuge dessen wird, dass dieser Umstand auch für alle anderen Organismen gilt. Ja, er wird ebenso wie ein großer Teil der Erdenmenschheit behaupten, dass diese Organismen wohl Stufen einer Skala seien und ebenso ins Bewusstsein der Wesen Stufen dieser Skala repräsentierten, aber das hält er nicht für den geringsten Beweis für Wiedergeburt oder Unsterblichkeit, da er dem Aberglauben unterliegt, dass das eigentliche „Lebendige" im Wesen ein und dasselbe ist wie der Organismus, also mit der Empfängnis im Mutterleib begonnen haben muss und deshalb seine Existenz auch mit dem Ende des derzeitigen physischen Organismus abschließen wird. Alle Wesen existieren also gemäß seiner Begriffe absolut nur in ihrem jetzigen Erdenleben und können nur in diesem existieren. Dass seine Mentalität hier eine Einstellung zum Leben oder eine Auffassung vom Leben bezeugt, die einen kulminierenden Gegensatz zu all dem zum Ausdruck bringt, was seine tiefsten Wünsche und Sehnsüchte sind, zu all dem, was als Logik und damit als Liebe bezeichnet werden kann, ahnt er nicht. Dass seine wache tagesbewusste Erkenntnis niemals zu einer wirklich wissenschaftlichen Erkenntnis der Gerechtigkeit und haarfeinen Logik des Lebens wird, solange er diese mentale Einstellung hat, versteht er absolut nicht. Er kann deshalb unmöglich irgendeine besonders haltbare mentale Grundlage für höhere Ideale, Moral oder mentales Licht finden.
728. Ohne Unsterblichkeit kommen also Wesen auf die Welt, von denen einige unbarmherzigster Rohheit, Brutalität und Härte preisgegeben sind. Andere kommen auf dieselbe Welt und erleben die raffinierteste Verwöhnung durch ihre Umgebung, kulminieren in Ehre und Ansehen. Andere kommen geisteskrank und körperbehindert auf die Welt, während wieder andere in Körpern auf die Welt kommen, die außergewöhnliche oder kulminierende Schönheit aufweisen. Wenn diese Wesen nur dieses derzeitige Leben hätten, also nur dieses eine Mal leben würden, auf welche Weise sollten all diese Erscheinungen dann ausgeglichen werden"? Dass sie ausgeglichen werden müssen, wird durch all die anderen Gesetze der Natur zur Tatsache. Jede Bewegung ist ja eine Auslösung in Richtung eines Gleichgewichts. Wenn nicht alles in Richtung eines Gleichgewichts streben würde, gäbe es keine Bewegung und damit kein Erleben. Und das Hervortreten jedes Wesens wäre damit unmöglich.
729. Nun ist aber das Erleben des Lebens eine allesüberschattende Tatsache, und der einzige Ausgleich - der die absolute Garantie dafür darstellt, dass die oben genannten eigentümlichen, verschieden gearteten Verhältnisse, unter denen die Wesen auf die Welt kommen, nicht das absolute Chaos zum Ausdruck bringen sollen - ist die Wiedergeburt oder Reinkarnation. Die christliche Kirche ist bemüht, einen Sinn in diesen Verhältnissen zu lehren, indem sie ein ewiges Leben nach dem Tod verheißt mit einem „Paradies" und einer „Hölle" als Ausgleich für das „Gute" bzw. das „Böse". Aber ein solcher späterer Ausgleich kann nicht die derzeitigen Qualen eines Wesens rechtfertigen. Diese Lehre zeigt daher nur, dass die Menschen nicht zufrieden waren bei dem Gedanken, dass ihre Schicksale in ihren derzeitigen Erdenleben eine Sammlung von Zufälligkeiten und damit der Ausdruck eines wirklichen oder absoluten Chaos sein sollen. Und da die Natur, wie schon erwähnt, kein absolutes „Chaos" kennt, keine absolute „Verschwendung" kennt und somit auch keinen Platz für eine absolute Zufälligkeit hat, wird die Wiedergeburt des Lebewesens ein unauslöschlicher Faktor in dessen kosmischer Analyse. Durch diese Wiedergeburt fallen die Erscheinungen im derzeitigen Schicksal des Wesens unter dieselbe vollkommene Logik wie diejenige, mit der sich die Natur in allen anderen Bereichen durch Leben und Kreislauf offenbart.
730. In den Abschnitten ab Stück 705 bis zu diesen Zeilen im „Livets Bog" sind wir damit so viele Seiten und Erschei-nungen des Lebens und Hervortretens des Lebewesen« durchgegangen, dass für uns sichtbar wurde, dass der derzeitige physische Organismus des Wesens nur ein einzelnes Bruchstück oder Glied in der Vervollkommnung eines Planes darstellt. Dass dieser Plan durch den Umstand sichtbar wurde, dass die Organismen aller Lebewesen -jeder für sich - als Ausdruck eines mehr oder weniger fortgeschrittenen Stadiums oder einer Stufe in dieser Vervollkommnung her vortreten, macht es zur Tatsache, dass dieser Organismus nicht in irgendeiner Richtung als fertige Erscheinung auftritt. Wir haben erwähnt, dass es Wesen gibt, deren Organismen weniger vollendet, und Wesen, deren Organismen voll¬endeter sind als unser eigener, und dass zugleich im Bewusstsein jedes einzelnen Wesens als fester Faktor eine Summe von Wünschen, Begehren oder Sehnsüchten existiert, die zu einem Kreislauf von einem solchen Format gehört, dass der Kreislauf in der Existenzzeit des derzeitigen physischen Organismus unmöglich seinen Lauf vollenden kann und die entsprechenden Wünsche oder Begehren zufriedengestellt werden können. Dass in der Mentalität des Wesens also eine Reihe von Erscheinungen existieren, die zu einem größeren Kreislauf gehören als dem, der in der Existenzzeit seines derzeitigen Organismus vollendet werden kann, machte uns deutlich, dass diese mentalen Erscheinungen unmöglich von dieser Existenzzeit abhängig sein können und dass also in der Analyse dieses Lebewesens etwas vorhanden ist, das länger existiert als dessen derzeitiger physischer Organismus. Andernfalls wäre die Schöpfung oder Absicht der Natur hier das reine absolute Chaos, also eine Erscheinung, die im Asoluten Sinn eine Unmöglichkeit in der Natur ist. Da wir aber schon die Analyse des „dreieinigen Prinzips" kannten und mit dem Ich und dessen Überbewusstsein einverstanden waren wurde die vorliegende Analyse nur eine neue Bestätigten dessen, dass dieses Ich mit seinem Überbewusstsein vollkommen über die Existenzzeit seines derzeitigen physischen Organismus erhaben oder davon unabhängig ist. Durch diese Erkenntnis wurde die Logik in all den Wünschen oder Sehnsüchten, die beim Untergang des Organismus noch nicht befriedigt waren, also offenbar. Wenn das Ich eine ewige Realität ist, ist es nur selbstverständlich, dass in seinem Überbewusstsein Realitäten vorhanden sind, die auf eine weit längere Sicht beruhen als auf der kleinen Spanne von Jahren, die der physische Organismus repräsentiert. Und es ist es nicht gerade diese lange Sicht, die wir in der Entwicklungsleiter erkennen? Ist sie nicht gerade eine Sichtbarmachung dessen, dass das Ich einen Organismus nach dem anderen erschafft, die immer vollkommener, immer dienlicher für ein zunehmend höheres intellektuelles Bewusstsein sind? Und was ist logischer und mehr in Kontakt mit den anderen Gesetzen der Natur als dies, dass die vielen Wünsche. Begehren und Sehnsüchte, die nicht in einem einzelnen Erdenleben zufriedengestellt werden können, eben dazu bestimmt sind, auf besagte lange Sicht ausgeglichen werden zu können? Dass diese lange Sicht existiert, wird durch den Umstand zur unerschütterlichen Tatsache, dass die Organismen nicht auf ein und derselben Stufe in Erscheinung treten, sondern dass ihre Stufen vielmehr zusammen jene ansteigende Skala an Vollkommenheit zum Ausdruck bringen, die wir als „Entwicklungsleiter" kennen. Diese wäre vollkommen unmöglich, wenn es nicht etwas in oder hinter dem Organismus gäbe, das ihn überlebt und das genau diese Zunahme an Vollkommenheit wünschen oder begehren kann, die die Entwicklungsleiter repräsentiert oder erfüllt. Dass dieser Wunsch nach einer Zunahme an Vollkommenheit in der einen oder anderen Art in jedem Erdenmenschen vorhanden ist, ist ebenfalls, wie bereits erwähnt, längst zur Tatsache geworden. Welcher normale Erdenmensch wünscht sich seinen eigenen mentalen Fall, Untergang oder seine mentale Zerstörung? Die Wünsche der Wesen stimmen also stark mit der zunehmenden Vollkommenheit überein, die die Entwicklungsleiter manifestiert. Wenn aber das Ich und das Überbewusstsein nicht über die Existenzzeit des physischen Organismus hinaus existieren würden, welchen Nutzen hätte dann die zunehmende Entwicklung und der Wunsch nach dieser Entwicklung? Die „neuen Seelen", die dann die nachfolgenden verbesserten oder vollkommeneren Organismen in Besitz nehmen dürften, können sich diese Verbesserung der Organismen niemals selbst gewünscht haben, da sie ja vorher nicht gelebt haben. Und diejenigen, die sich die Verbesserung gewünscht haben, kämen niemals in den Genuss, die Verbesserungen zu erleben, da sie ja zusammen mit den physischen Organismen untergegangen wären, in denen sie von dem genannten Wunsch beseelt waren. Dass die Natur nicht der Urheber eines solchen Chaos sein kann, hat sie längst durch die haarfeine Logik und Vollkommenheit bestätigt, die sie ansonsten überall, in kleinen wie in großen Dingen, offenbart. Wir können daher dieser hohen Logik auch nicht folgen, ohne die Wiedergeburt als unerschütterliche Realität zu bestätigen. Diese Realität macht also das Lebenserleben der Lebewesen zu einem ewigen Kreislauf, analog zu all den anderen Kreisläufen, aus denen die Natur ausschließlich besteht.
Durch diesen Kreislauf gewährt das Leben also den Zugang zur Zufriedenstellung aller normalen Wünsche. Diese Wiedergeburt oder Aufrechterhaltung der Unsterblichkeit bildet also das zehnte Grundfazit des Lebensmysteriums.
Sternfigur Nr. 10 — Unsterblichkeit
731. Auf Sternfigur Nr. 10 des Symbols sehen wir ein Dreieck. Es soll genau wie auf den anderen Figuren das Lebewesen symbolisieren. Um diese Figur herum ist eine Spiralfigur gezeichnet. Sie symbolisiert die Unsterblichkeit des Wesens oder sein ewiges Erleben des Daseins. Dass dieses Erleben durch eine Spiralfigur symbolisiert wird, soll nur kennzeichnen, dass dieses ewige Dasein in immer höheren Kreisläufen vor sich geht. Von diesen haben wir zuletzt die Wiedergeburt geschildert, die ja auch als Kreislauf bezeichnet werden muss. Die Wiedergeburt ist ja ein ständiges Zurückkehren des Wesens zum physischen Dasein und ein ebenso permanentes Zurückkehren zum geistigen Dasein. Und gerade diese wechselnde Erlebensform ist es, durch die das eigentliche Lebenserleben identisch wird mit allen anderen Formen von Kreisläufen in der Natur, identisch mit dem 24-Stunden-Tages- und dem Jahreskreislauf wie auch mit dem großen kosmischen Spiralkreislauf des Wesens, sie ist es, durch die wir innerhalb der Mentalität oder der Gedankenwelt desselben Wesens „Jahreszeiten", Sommer und Winter, Frühjahr und Herbst, Kälte und Hitze, Tag und Nacht, Morgen und Abend wiederfinden, genau wie in der Natur draußen, und durch die das Leben somit als identisch mit allem und allen sichtbar wird und es damit zur Tatsache wird, dass der Tod nur einen gedachten Gegensatz zu jeglichem Bewusstsein bildet. Wahrhaftig, Unsterblichkeit ist jene Eigenschaft des Lebens oder des Geistes Gottes in den Wesen, die sie alle, jeden einzelnen, zum Beherrscher der Ewigkeit macht.
Die Wiedergeburt macht das Wesen zum Herrn über die Zeit
732. Da wir in der Reihe der Fazite des Lebensmysteriums so weit gekommen sind und auf so gründliche Weise die Wiedergeburt oder die Unsterblichkeit der Wesen bestätigt haben, ist es nicht schwer zu sehen, dass wir hier jene unerschütterliche Realität gefunden haben, die, wie wir später noch sehen werden, die bisherigen Vorstellungen der Lebewesen von Ungerechtigkeit und der Auslösung der Schicksals als Ausdruck von Zufälligkeiten zunichte macht. Damir dokumentieren konnten, dass die Wünsche der Wesen kraft des Gesetzes der Bewegung ohne Zufriedenstellung nicht, zum Stillstand kommen oder aufhören können - und diese Zufriedenstellung für eine große Menge von Wünschen in Bezug auf deren Bewegungs- oder Verlaufsausdehnung erst zu einem Zeitpunkt eintreffen kann, der mehr oder weniger in einer weiter entfernten Zukunft liegt als diejenige, die die Existenzzeit des derzeitigen physischen Organismus der betreffenden Wesen erreichen kann , haben wir in der Wiedergeburt oder Reinkarnation das Mittel vor uns, mit dem es dem Ich möglich wird, einen neuen physischen Organismus zu erschaffen, durch den es dann die Erfüllung einiger der Wünsche erleben kann, die es in dem vorhergegangenen Erdenleben oder der Existenzzeit des vorherigen Organismus nicht erleben konnte. Und die Wünsche, die eventuell einen noch längeren Verlauf haben als der, den die Existenzzeit des neuen Organismus zum Ausdruck bringt, werden dann in der Existenzzeit späterer oder nachfolgender physischer Organismen erfüllt werden können. Die Zeit spielt also keine Rolle. Das Wesen wird durch die Wiedergeburt vollkommen Herr über die Zeit.
733. Aber es sind ja nicht nur die unbefriedigten Wünsche, die das Wesen in neue Erdenleben überführen und dort erfüllt bekommen kann. Es nimmt auch die Generalsumme seiner ganzen Entwicklungsstufe mit hinüber in ein neues Dasein. Das ist es ja gerade, weshalb die Wesen mit höchst unterschiedlichen Qualifikationen, Fähigkeiten und Anlagen auf die Welt kommen. Wenn das Ich vorher schon in einem physischen Organismus gelebt hat, ist es doch selbstverständlich, dass es in dem neuen physischen Leben dort, weiter macht, wo es das physische Leben beim Untergang des vorherigen Organismus verlassen hat. Wo sollte es sonst beginnen? In den Erscheinungen, in denen es sich in früheren Leben trainiert oder geübt hat, wird es in dem neuen Leben als eine mehr oder weniger bedeutende Kapazität auftreten. Hat es sich in noch früheren Erdenleben in denselben Erscheinungen geübt, wird es hier natürlich im derzeitigen Leben eine noch größere Kapazität sein. Das Wesen kann also das Resultat dieses Trainings oder dieser Übung in den neuen Organismus überführen. Es ist dieses Resultat, das wir als „Fähigkeiten", „Talente" oder „Anlagen" kenne n. Jede existierende Anlage oder jede Fähigkeit eines Wesens ist also ein Resultat seines eigenen absoluten Trainings, seiner eigenen Arbeit, seiner eigenen Manifestation von Wünschen., Willen oder Begehren. Wenn es nicht so wäre, wozu dann all der Unterricht, all das Training und all die Übung, denen die Wesen auf außerordentlich vielen Gebieten heute unterworfen sind? Wenn den Wesen angeborene Fähigkeiten oder Talente als Geschenk in die Wiege gelegt werden könnten, würde ja jegliche bewusste Übung und jedes Training ja zu einer ganz törichten und unnützen Erscheinung. Wenn die Natur in dem einen Fall den Wesen Fähigkeiten in die Wiege legen kann, ohne dass diese sich nur im mindesten dafür anstrengen mussten, weshalb benutzt sie dann eine so außerordentlich große Menge an beschwerlichen und anstrengenden Energieauslösungen bei der Zuteilung derselben Fähigkeiten mit andere Wesen? Ja, in vielen Fällen werden sie in Wirklichkeit - trotz großen Fleißes des Wesens selbst und trotz glühenden Verlangens nach und Willen zur Entwicklung dieser Fähigkeiten - nur zu einem schwachen Abglanz jener Kulmination in Vollkommenheit, die sie bei jenen Wesen zum Ausdruck bringen, die sie als angeborene Gabe bekommen haben. Sieht man die Wesen nicht Musik pflegen, ein Leben lang Unterricht nehmen und nur ein ganz minimales Resultat erzielen, während andere auf demselben Gebiet schon in der ersten Unterrichtsstunde beginnen, geniale Fähigkeiten zu enthüllen? Gilt nicht auch dasselbe für eine Masse von anderen Bewusstseinsgebieten? Wenn die Natur einem Wesen Fähigkeiten oder Talente als angeborene Gabe schenken kann, wäre es ja eine außerordentliche Verschwendung von Kräften dort, wo sie die Fähigkeiten oder Talente nicht zu einem Geschenk macht. Aber eine Verschwendung von Kraft ist sinnlos und damit unlogisch.Kann die Natur auf diese Weise einem Wesen üppige geniale Fähigkeiten als angeborene Gabe schenken? Ja, in diesem Fall mussten diese Fähigkeiten doch einem „Nichts" entsprungen sein. Da aber „Nichts" nicht zu „Etwas" werden kann, können die betreffenden Fähigkeiten oder Talente auch nicht ein „Etwas" darstellen, das aus „Nichts" hervorgegangen ist.
Wie Talente und Anlagen entstehen.
734. Aber wie sind denn Fähigkeiten oder Talente entstanden? Woher sind sie gekommen? Ja, ist die Beantwortung dieser Frage nicht eben eine der allgemein bekanntesten Erscheinungen? Ist nicht allen normalen Menschen der Sinn der Worte „Übung macht den Meister klar? Sehen wir nicht in dem bewussten Unterricht und der Übung auf verschiedenen Gebieten, die einen großen Teil des täglichen Daseins der Wesen ausmachen, den kosmisch-chemischen Prozess, aus dem die Talente, Anlagen oder Fertigkeiten in den betreffenden Bereichen entspringen oder entstehen? Was ist ein Talent anderes als eine Fertigkeit oder ein ausgeprägtes Können darin, in dem entsprechenden Bereich etwas zu manifestieren? Um aber ein Könner zu werden, um Meister zu werden, muss man Erfahrungen machen, d.h. „lernen". Aber „lernen" ist wieder dasselbe, wie eine Sache wieder zu erleben, bis man sie ausreichend erfahren hat, und das heißt wieder, sie bewusstseinsmäßig zu beherrschen. Diese bewusstseinsmäßige Beherrschung einer Sache ist es, was das Talent oder die Anlage ausmacht. Wie wir hier gesehen haben, ist ein Talent also kein „Etwas", das plötzlich einem „Nichts" entspringt. Es ist das Produkt vorausgegangener Ursachen, ganz genau wie jedes andere erschaffene Ding.
735. Nun wird der beharrliche Skeptiker oder Zweifler hier vielleicht einwenden, dass dieses Talent zusammen mit dem physischen Organismus beim sogenannten „Tod" untergeht. Aber da müssen wir antworten, dass es von diesem Untergang des physischen Organismus völlig unberührt bleibt. Die Entwicklung eines Talents erstreckt sich von den ersten primitiven, tastenden Versuchen bis zur großartigsten kulminierenden Genialität. Die Entwicklung des Talents schreitet also nur gradweise fort und bringt damit seinen ganzen Entwicklungsbereich von der Primitivität bis zur Genialität in einer Skala von Stufen zum Ausdruck. Kein Lebewesen kann umhin, eine dieser Stufen in dieser Verwandlung zu repräsentieren. Es kann in diesem oder jenem besonderen Bereich die Stufe der vollendeten oder vollkommenen Genialität repräsentieren, es kann in demselben Bereich aber auch die Stufe des Anfängerstadiums repräsentieren. Der Platz unserer physischen Mentalität in der Reihe dieser Stufen ist also davon abhängig, wie viel wir uns mit dem betreffenden besonderen Bereich beschäftigt haben oder in wie vielen Erfahrungen und Übungen wir ihn schon früher durchlebt haben. Dass diese Erfahrung und Übungen nicht im derzeitigen Leben stattgefunden haben, verändert nicht das Prinzip, denn das Talent ist eine umso sichtbarere Tatsache, je größer oder umfassender die Erlebnisse sind, die wir in dem entsprechenden Bereich in früheren Leben gehabt haben. Die Stufe, die wir repräsentieren, enthüllt dies unabweislich. Hätten wir uns in früheren Leben mit diesem Bereich niemals beschäftigt, könnten wir ja überhaupt keine Stufe repräsentieren. Eine Stufe bedeutet in diesem Fall: ein Maßstab, von dem aus man die größere oder geringere Begabung eines Wesens in einem bestimmten Bereich markieren kann, was wiederum dasselbe ist wie „größere Erfahrung" bzw. „geringere Erfahrung" in diesem Bereich. Aber wie kann ein Wesen eine reale „größere Erfahrung" oder „geringere Erfahrung" im Verhältnis zu anderen Wesen haben, wenn es niemals etwas anderes erlebt hat als diese Wesen auch? Wenn die Wesen vorher nicht gelebt haben, kann von einer im Verhältnis zu anderen Wesen in Form von Talent oder Anlage angeborenen „größeren Erfahrung" oder „geringeren Erfahrung" unmöglich die Rede sein. Und jede Form von Stufen wäre damit ausgeschlossen. Nun ist es aber eine Tatsache, dass die Begabung der Wesen schon in den ersten Jahren, in ihren zarten Anfängen, in Stufen einzuteilen ist. Diese Stufen machen es also zu einer genauso unumstößlichen Tatsache, dass einige Wesen „größere Erfahrung" repräsentieren und andere „geringere Erfahrung". Dieser Besitz des Wesens von „größerer Erfahrung" oder „geringerer Erfahrung" im Verhältnis zu anderen Wesen macht in seinem derzeitigen Leben frühere Leben zu einer lebendigen sichtbaren Wirklichkeit. Da Talente unmöglich existieren können, ohne das Produkt von Erfahrung und Übung darzustellen, konnte absolut kein Talent ohne eine vorausgehende Erfahrung und Übung entstehen. Da aber jedes Wesen mit Talenten geboren wird, von denen sich einige in der Entwicklung befinden, andere vollendet sind und wieder andere degenerieren, wird der derzeitige mentale Zustand des Wesens exakt zu der unerschütterlichen Bestätigung oder Beweisführung, dass das Wesen ein früheres Dasein passiert hat, da der Erfahrungs- und Übungsprozess, dessen Produkt die angeborenen Talente sind, ja eben nur in dem genannten vorrausgegangenen Dasein stattgefunden haben kann.
736. Zu behaupten, dass die Talente von den Eltern geerbt werden, kann nicht mit irgendeiner Form von Logik in Einklang gebracht werden, ganz abgesehen davon, dass diese Behauptung absolut nicht in irgendeiner Weise auch nur die geringste mikroskopisch kleine Begründung oder nur einen Hauch von mildernden Umständen für all die Ungerechtigkeit bieten kann, die die ungleich verteilte Gunst im Zustand der Wesen dann repräsentieren muss. Wenn die Vererbung das Fundament für die angeborenen Talente der Wesen wäre, wo sind dann all die Talente hergekommen, die die heutigen Menschen charakterisieren, Talente, die zur Zeit unserer Vorfahren völlig unbekannt oder ausgeschlossen waren? Von wem haben die Menschen das Talent für die heutige geniale Technik und Motorisierung der Kräfte oder die Fähigkeit, die Elemente als Antriebskraft für ihre Schöpfung oder für die Befriedigung ihrer Wünsche und Begehren zu nutzen, geerbt? Ist es nicht gerade eine bekannte Tatsache, dass unsere Vorfahren weder Telefon, Radio, Film, Eisenbahnen, Autos oder Flugzeuge noch irgendwelche anderen der verschwenderischen Produkte mentalen und physischen Könnens hatten, in denen wir heute kulminieren? Von wem haben wir dann aber die Talente, mit denen wir all diese Erscheinungen erschaffen, geerbt? Ja, die haben wir uns natürlich durch Denken, Erfahrung und Übung angeeignet, wird der Skeptiker vielleicht sagen. Jawohl. Aber wenn wir von unseren Vorfahren all diese Talente nicht erben konnten, die dem ganzen mentalen und technischen Können zugrunde liegen, das in so großem Ausmaß heute unser ganzes Dasein bestimmt, was sind es dann für Talente, die wir in Form der Vererbung in die Wiege gelegt bekommen und ein früheres Leben damit überflüssig machen sollen? Ist es das Talent zu schreiben, zu malen und zu zeichnen? Ist es die Fähigkeit, üppige finanzielle Erscheinungen zu organisieren, die Fähigkeit, Reichtümer anzusammeln? Ist es die Fähigkeit zu regieren oder die Fähigkeit, Verbrecher zu sein? Warum sollte man die Talente oder Fähigkeiten hinter diesen Erscheinungen bekommen können, indem sie einem in die Wiege gelegt werden? Warum sollten sie ererbt werden können, wenn die oben genannten hochaktuellen Talente nur als Produkt, des Denkens, der Erfahrung und Übung entstehen können, wie es der Skeptiker selbst eingeräumt hat? Ist es leichter zu begründen, dass das Talent zur Schaffung genialer finanzieller Erscheinungen oder das Talent, raffinierte Verbrechen hervorzubringen, ein direktes Resultat der Vererbung ist, als dass die Talente, aus denen die oben genannten Kulturfortschritte hervorgegangen sind, dies sind? Warum sollte es leichter sein, das Talent zu erben, mit dem man ein geniales und großartiges Kunstwerk erschafft, als das Talent, mit dem man eine geniale Lösung für die Verkehrsmittel der Menschen oder andere Kulturfortschritte erschafft? Glaubt man nicht, dass ein gleiches Maß an Erfahrung, Denken und Übung hinter der Schaffung aller Talente notwendig ist? Außerdem existiert doch auch die Tatsache, dass man noch nie in irgendeinem Fall gesehen hat, dass die Kinder eine exakte Kopie ihrer Eltern sind, was sie zweifellos sein müssten, wenn die Talente nur als eine von den Eltern an die Kinder vererbte Erscheinung existierten. Wenn die Talente nur als eine von den Eltern vererbte Erscheinung existierten, müssten die Kinder aller Genies selbst Genies werden. Aber ist das der Fall? Gibt es nicht viele Fälle, in denen diese Kinder nur durchschnittlich begabt sind? Und ist es nicht eine ebenso verbreitete Tatsache, dass weniger begabte Eltern mitunter ein Kind bekommen haben, dass ein strahlendes Genie geworden ist? Warum bekommt ein solches Kind jene Mehrbegabung oder jenen Überschuss an mentalen Qualifikationen, der es zum Genie macht? Da die Eltern keine Genies waren, kann hier zu Recht auch nicht von irgendeiner Form von Vererbung die Rede sein. Ist es nicht natürlich, dass die Mehrbegabung dieses Kindes ausschließlich an seinem eigenen Denken, seiner eigenen Erfahrung und Übung liegt? Da aber ein solches Kind diese Mehrbegabung schon in Form von Talenten mit auf die Welt gebracht hat, können das Denken, die Erfahrung und die Übung, die diesen Talenten zugrunde liegen, nicht in seinem derzeitigen Erdenleben stattgefunden haben. Und da es sie wie gesagt nicht von seinen Eltern geerbt haben kann, da diese keine Genies waren oder dieselben Talente nicht besessen haben, wird hier sichtbar, dass das Wesen ein vorausgegangenes Dasein gehabt hat, in dem genau dieses Denken, diese Erfahrung und Übung stattgefunden haben, ohne die das Entstehen der genannten Talente also absolut ausgeschlossen gewesen wäre.
737. Wenn die Talente nicht durch Denken, Erfahrung und Übung entstünden, wozu dann all die Unterrichtsveranstaltungen, die doch in der ganzen zivilisierten Welt abgehalten werden? Warum die Kinder in die Schule gehen lassen und die jungen Menschen eine Handwerkslehre oder höhere Studien absolvieren lassen? Können wir hier nicht mit rein physischer Wahrnehmung die ganze Entwicklung eines Talents verfolgen? Ist es nicht gerade so, dass wir Wissen nur entweder durch theoretischen Unterricht oder durch praktische Übung oder Erfahrung bekommen? Ist dieses Wissen, diese Erfahrung nicht der allererste Ursprung des Talents? Talent ist ja dasselbe wie Routine oder Können. Aber ist ein Können ohne Wissen oder Erfahrung nicht völlig unmöglich? Das allererste Stadium des Talents ist also gewöhnliches Wissen oder Erfahrung. Dieses erste Stadium des Talents haben wir hier im „Livets Bog" und in ergänzenden Schriften desselben Verfassers mit dem Begriff „A-Wissen" bezeichnet. Dieses „A- Wissen" kann aber wiederum nicht existieren, ohne das Fundament für die Willensmanifestation des Wesens zu sein. Ist es nicht gerade eine Tatsache, dass es kein anderes Mittel gibt, mit dem ein normales Wesen seinen Willen bewusst regulieren kann, als durch seine Erfahrungen oder sein Wissen oder das, was das Wesen zu wissen glaubt? Da aber dieses Wissen, d.h. das "A-Wissen", zu einem Regulator des Willens wird, wird es damit in Handlung umgesetzt. Und mit dem genannten Wissen, umgesetzt in Handlung, erfährt das Individuum, ob diese Handlung glücklich oder unglücklich für seine Existenz ist. Ist sie glücklich, wird sie ständig wiederholt. Und damit wird sie identisch mit Übung. Dort, wo also das Wissen des Wesens das Handlungsstadium erreicht hat oder zur permanenten, aber noch bewussten, Willensmanifestation geworden ist, bezeichnen wir sie als „B-Wissen". Wenn aber eine Handlung ständig wiederholt wird, wird sie zur Gewohnheit. Dass sie zur Gewohnheit wird, heißt wiederum, dass sie allmählich zu einer selbständigen Funktion geworden ist, die sich ganz automatisch auslösen kann, in bestimmten Situationen sogar ohne das tagesbewusste Mitwirken des Willens des Individuums.
Eine Gewohnheit ist also eine Art Automatfunktion, die das Wesen durch eine permanente Wiederholung oder Übung gefördert hat. Gewohnheit ist also die Meisterschaft, die durch Übung entsteht. Wenn die permanente Wiederholung einer Handlung zur Automatfunktion werden kann, so liegt das daran, dass das Wesen bei dieser permanenten Wiederholung für genau diese Funktion ein selbständiges Zentrum im Gehirnkörper entwickelt, so dass sein eigentliches Tagesbewusstsein dadurch zugunsten neuer Gedankenmanifestationen entlastet oder frei werden kann. Wenn eine Willensmanifestation oder ein „B-Wissen" durch eine solche Anzahl von Wiederholungen manifestiert wurde, dass sie zur Automatfunktion geworden ist, die im Wesentlichen ohne besondere Konzentration oder bewusstes Mitwirken des Wesens funktionieren kann, stellt sie ein neues Stadium dar. Hier ist sie genau das geworden, was wir unter einem Talent verstehen. Wenn ein Wissen dieses „Talentstadium" im Wesen erreicht hat, bezeichnen wir es als „C-Wissen".
Mit der Analyse der Talententwicklung wird die vollkommene Logik oder Planmäßigkeit aller Organfunktionen als realistische Dokumentation dessen enthüllt, dass unser Ich schon vor seinem jetzigen Dasein ein unüberschaubares Dasein gehabt hat, ohne welches das jetzige unmöglich wäre
738. Wie wir hier gesehen haben, ist ein Talent lediglich dasselbe wie „Wissen" in seinem kulminierenden oder höchsten Stadium. Jede Form von bewusstseinsmäßiger oder organischer Automatfunktion ist also „C-Wissen". Der Organismus des Lebewesens repräsentiert also einen ganzen Ozean an Formen von „C-Wissen", von denen jede jeweils ein vorausgegangenes Stadium als „B-Wissen" und ,,A-Wissen „gehabt hat, und damit enthüllt er außerdem die Mentalität seines Inhabers als eine Erscheinung, die wesentlich älter ist als der rein äußerliche physische Organismus. Da die inneren Funktionen dieses Organismus hauptsächlich Automatfunktionen - wie Blutkreislauf, Verdauung, Drüsenfunktionen, Gewebsfunktionen etc. - und damit „C-Wissen" sind, d.h. Willensfunktionen, die in einem solchen Umfang zur Routine geworden sind, dass sie zu selbständigen Automatfunktionen geworden sind, und da diese Willensfunktionen nur als bewusstes Wissen oder bewusste Erfahrung begonnen haben können, eröffnet sich hier durch den derzeitigen Organismus des Wesens ein Ewigkeitspanorama von Rang, das jede Mystik verschwinden lässt, da dieses Panorama an sich eine vollkommen intellektuelle Enthüllung ist, die die so vollkommene Logik oder Planmäßigkeit der Funktionen dieses Organismus selbstverständlich oder einfach macht. Wenn also alles, was wir an organischen Automatfunktionen sowohl innerhalb als auch außerhalb unseres eigenen Organismus sehen, „C-Wissen" ist, d.h. tagesbewusstes Gehirnwissen in seinem geprüftesten und erfahrensten und damit fortgeschrittensten Stadium, ist es nicht verwunderlich, dass all diese Funktionen gleichzeitig die Kulmination der Logik zum Ausdruck bringen, denn es sind ja nur die für das Wesen glücklichsten Erfahrungen, die am meisten wiederholt werden, und folglich sind es auch nur diese, die schließlich durchkommen und zur Automatfunktion, zu „C-Wissen" oder selbständiger unbewusster Organfunktion werden. Dass alle normalen organischen Funktionen so vollkommen sind, wie es der Fall ist, ganz gleich, wo wir sie auch sehen ob es die Eiskristalle in einer Schneeflocke oder die Eisblumen auf unseren Fensterscheiben im Winter sind, ob es das Laub ist, das im Frühling hervorbricht, die Blütenknospe, die sich entfaltet, das Korn, das auf dem Feld hervorsprießt, die großen grünen Wälder, die aus kleinen Samenkörnern entstehen, ob es die Larve ist, die zu einem prächtigen bunten Schmetterling wird, oder das Ei, das zu einem lebendigen funktionierenden Organismus wird, die Samenzelle, die im Mutterleib zu einem menschlichen Körper wird usw. , ist hier leicht verständlich, da all das die Manifestation lebendigen Wissens in seinem fortgeschrittensten und geprüftesten Stadium ist. Dieser ganze Ozean an Automatfunktionen, in dem wir leben, atmen und wahrnehmen, ist „C-Wissen". All diese Automatfunktionen stellen die Erfahrungen dar, die am besten zugunsten des Lebens selbst gewirkt und dadurch gesiegt haben, die ständig wiederholt wurden, zu „C-Wissen" und damit zu einem lebendigen fortwährenden Ausdruck für Denken und Willen wurden, die eine kulminierende Offenbarung intellektueller Bewusstseinsentfaltung in ihrer höchsten Routine wurden. Ja, in den Automatfunktionen unseres eigenen Organismus liegt also vor uns offenbart, was wir früher in einer unüberschaubaren Vergangenheit erfahren, gedacht und gewollt haben, in ihnen offenbart sich, dass unser normaler Organismus heute auf der Kulmination jener bewussten Erfahrungen und Erlebnisse ruht, die wir zugunsten unserer Existenz für wertvoll und bestens geeignet hielten und die wir deshalb bewusst oder willensmäßig immer wieder wiedererlebt haben, bis sie zu den Automatfunktionen wurden, die heute die tragenden selbständigen Organfunktionen in unserem Organismus darstellen. Eine realistischere Dokumentation dessen, dass unser Ich ein unüberschaubares Dasein oder eine unüberschaubare mentale Funktion vor seinem jetzigen Dasein gehabt hat und dass die Existenz seines derzeitigen physischen Lebens ohne dieses unüberschaubare Dasein unmöglich wäre, existiert nicht.
Das Talent ist „C-Wissen", das das Ich kraft seines Schicksalselementes und seiner Talentkernfunktion aus früheren Leben in sein jetziges überführt hat
739. Wie wir hier gesehen haben, ist das Talent nichts, was wie ein Wunder aus dem „Nichts" entspringt, so wie es auch keine Realität ist, die wir als Geschenk in die Wiege gelegt bekommen können. Das Talent ist „C-Wissen „oder die eigene Mentalität des Wesens, ererbt aus seiner Vergangenheit. Dass diese Mentalität unabhängig vom Untergang des physischen Organismus von dem einen physischen Erdenleben zum nächsten überführt werden kann, ist leicht zu verstehen und selbstverständlich, wenn man die über den physischen Organismus hinausgehobene ewige Struktur des Ich's und seines Überbewusstseins kennt und sieht, dass dieses Ich kraft seines Schicksalselementes und in Form der Talentkerne die Gewohnheitsfunktionen oder sein „C-Wissen"von dem einen physischen Organismus zum nächsten überführen und diesen Organismus zugunsten dieser angeborenen Funktionen oder Talente ganz ausformen kann.
Wenn die Wiedergeburt nicht existierte, wäre das Dasein die Kulmination von Ungerechtigkeit. Perversität wäre die normale Funktion der Natur
740. Wenn die Wiedergeburt nicht existierte und die Wesen also ausschließlich nur in ihrem derzeitigen physischen Erdenleben existierten, könnte die hier analysierte Talententwicklung unmöglich stattfinden. Und dass sich die Wesen nichtsdestoweniger in höchst unterschiedlichen Stadien befinden, könnte kein Resultat ihrer eigenen Handlungs- oder Manifestationskraft sein. Das Wesen, das begabter ist als ein anderes, ja, das ein Genie ist, hätte in einem solchen Fall nicht durch irgendeine Form eigener Anstrengung oder Willensentfaltung an dieser seiner mentalen Prachtentfaltung mitgewirkt oder sich darum verdient gemacht. Und das Wesen, das als Erbe eines verschwenderisch hellen und glücklichen Schicksals geboren wurde - sowohl was die wirtschaftlichen Verhältnisse als auch die Mentalität als auch die körperliche Gesundheit und Schönheit sowie die Verwöhnung durch die Umgebung angeht, die eine solche Schicksalsposition mit sich bringt ,stünde ebenfalls ganz ohne irgendeinen durch eigene Initiative entstandenen Anspruch oder ein solches Anrecht auf dieses Schicksal da. Genauso werden Wesen geboren, die von der Wiege bis zur Bahre Erbe eines Schicksals sind, das die Manifestation von nichts Geringerem als den raffiniertesten Schrecken der Hölle selbst ist, wie z.B. ein in seiner Gesamtheit sehr defekter oder körperbehinderter Organismus mit mehr oder weniger untauglichen, kranken Sinneswerkzeugen, Organen und Gliedern oder mit einer defekten Mentalität, die sich in Form von Geistesschwäche, Idiotie oder Geisteskrankheit sowie vieler anderer Formen von Leiden, Trauer, Armut und Elend äußert, ohne dass diese Wesen auf irgendeine Art und Weise selbst die geringste Form von Schuld an diesem ihrem Schicksal geschaffen haben können. Dessen wahre Ursache wäre also ausschließlich bloße „Vererbung" von den Vorfahren, d.h., es wäre auf wundersame Weise durch ein mystisches Machtgebot der Vorsehung aus dem „Nichts" hervorgebracht worden. Und das Leben selbst oder unser tägliches Dasein wäre dann die Kulmination von Ungerechtigkeit, ohne auch nur auf irgendeine Weise wenigstens das geringste winzige entschuldigende oder rechtfertigende Moment zum Ausdruck zu bringen. Das bedeutet also, dass das Dasein selbst oder das Hervortreten der Wesen die Offenbarung der perversesten Erscheinung wäre, die man sich überhaupt denken kann, ja eine Erscheinung, die umso schreckenerregender wäre, als sie nicht, wie die bekannte Perversität, als auf einer vorübergehenden Krankhaftigkeit oder einer abnormen Organtätigkeit beruhend nachgewiesen werden könnte, sondern die die absolut normale Schöpfungsfunktion der Natur wäre. Ob es jemanden gibt, der mit einer solchen Erkenntnis leben oder bei diesem Werk der Natur Seligkeit empfinden kann?
Das Leiden der Wesen kann nicht gerechtfertigt werden, indem es nachfolgenden Wesen zugute kommt. Ohne Wiedergeburt wird jede Entwicklungsstufe nicht nur vollkommen überflüssig, sondern auch schlicht unmöglich
741. Hier wird man vielleicht einwenden, dass diese Erscheinung doch das Gute hat, dass die Wesen, die nachkommen, vollkommener werden und höhere und schönere Daseinsformen erleben werden. Ja, aber auch das ist ja völlig bedeutungslos. Diese Wesen, die nach uns kommen, haben ja niemals vorher gelebt und können daher auch nicht auf irgendeine Weise den Wunsch nach dieser vollkommenen oder höheren Daseinsform gehabt haben oder sie vermisst haben, vielmehr sind sie mitten in sie hineingeboren, ohne die geringste Anstrengung oder Mühe damit gehabt zu haben, sich diese Daseinsform anzueignen. Im Gegenteil, sie ist in allerhöchstem Maße Ausdruck für die innerste stille Hoffnung oder den innersten stillen Wunsch der jetzt lebenden Wesen. Aber diese werden niemals in aller Ewigkeit ein solches vollkommeneres Dasein erleben, da sie ja zusammen mit ihrem physischen Körper untergehen oder sterben müssen. Es ist richtig, dass die heute lebenden Wesen, Vorteile erlangt haben, von denen ihre Vorfahren nicht begünstigt waren, wie z.B. verfeinerte Organismen, eine entwickeltere Intelligenz, bessere Verkehrsverhältnisse, eine größere Hygiene und bessere Wohnverhältnisse, geniales technisches Können usw. Aber wozu diese verbesserten und vollkommeneren Verhältnisse? Die Lebensverhältnisse unserer Vorfahren können ja unmöglich ausgelebt, veraltet und langweilig für Wesen sein, die sie niemals erlebt haben. Die Lebensbedingungen, denen diese Vorfahren unterworfen waren, müssten doch bei jeder neuen Generation, die geboren wird, dieselbe Aktualität haben, dieselbe Freude am Leben wecken, da diese Generation ja nie zuvor existiert hat. Wenn die jetzt lebenden Wesen niemals zuvor existiert hätten, müssten sie doch in genau demselben Maße Lebensfülle in den vergangenen primitiven Lebensverhältnissen finden wie die Vorfahren. Die neuen verbesserten Verhältnisse wären also für die heutigen Menschen absolut genauso wenig erforderlich wie für die Menschen der Vergangenheit, ja sie wären absolut überflüssig, insbesondere da eine solche erhabene und verbesserte Daseinsform unmöglich zum Wunsch oder Begehren von Wesen werden kann - außer auf der Grundlage dessen, dass sie deren Gegensatz absolut ausgelebt haben oder davon gesättigt sind. Bis diese Sättigung erreicht ist, kann man ja eben nur nach diesem Gegensatz hungern oder ihn begehren und somit in entsprechendem Maße glücklich und froh über ihn sein. Und in demselben Maße, in dem man froh über ihn ist, kann die höhere und vollkommenere Form von Kultur oder Dasein ja unmöglich aktuell sein, ja sie wäre sogar für die betreffenden Wesen der Gegenstand von Antipathie und direkter Verfolgung. Sind nicht alle Formen von Religionsverfolgung ein unerschütterlicher Ausdruck hierfür? Sind nicht auch politische Kämpfe Ausdruck hierfür? Die Wesen haben alle ohne Ausnahme Antipathie gegen Erscheinungen, die einen Gegensatz zu jenen Erscheinungen bilden, die sie nicht ausgelebt haben und von denen sie nicht gesättigt sind und die sie deshalb immer noch mehr oder weniger begehren. Diese Erscheinungen sind daher die Triebkraft ihrer Wünsche oder ihres Lebens. Aber diese Sättigung von einer Daseinsform kann ein Wesen, das nie zuvor gelebt hat, unmöglich repräsentieren. Wie hätte sie entstehen sollen? Neue Generationen, also Wesen, die nie zuvor existiert haben, die mit ihrem jetzigen Leben somit zum ersten Mal existieren, können unmöglich von primitiven und auch nicht von intellektuellen Daseinsformen gesättigt sein. Sie müssen von Natur aus sowohl der einen als auch der anderen Daseinsform gegenüber völlig immun sein. Ein solches Wesen muss in jeder normalen Daseinsform gleichermaßen glücklich sein, gleichgültig, welche Art der Natur die Daseinsform auch repräsentieren mag, gleichgül¬tig, in welche Stufe der Vollkommenheitsskala es auch hineingeboren sein mag. Wenn es aber exakt dasselbe Glück oder dieselbe Lebensfülle erreicht, völlig unabhängig davon, in welche Stufe der Entwicklungsskala es hineingeboren sein mag, dann sind diese Stufen zwecklos. Wenn sich die Wesen auf einer bestimmten Stufe genauso glücklich fühlen, wie die Wesen, die sich auf Stufen befinden, die noch höher liegen, wozu dann die höheren Stufen? Wozu gibt es überhaupt Stufen? Zu sagen, dass die höheren Stufen dazu da sind, den Wesen ein glücklicheres Dasein zu verschaffen, und gleichzeitig jede Möglichkeit für die Existenz der Wiedergeburt zu verleugnen, bringt also eine komplette Unwissenheit über die Konsequenzen der absoluten Sterblichkeit oder über die Notwendigkeit der Wiedergeburt zum Ausdruck. Ohne irgendeine Wiedergeburt oder irgendein vor seinem derzeitigen Leben existierendes Dasein oder Erleben von Leben hätte das Wesen überhaupt keine Voraussetzungen, um sich auf der einen Entwicklungsstufe glücklicher zu fühlen als auf der anderen. Diese Stufen wären also hundertprozentig überflüssig. Aber gibt es einen intellektuellen Menschen, der glauben kann, dass dies das wirkliche Fazit ist? Überzeugt uns die Natur selbst in ihrem wirklichen Wesen nicht allzu sehr vom Gegenteil? Die besondere unerschütterliche Erkenntnis jedes wirklich wahrheitsliebenden und fortgeschrittenen intellektuellen Forschers ist eben die, dass die Natur keinerlei Form der Manifestation von Zufälligkeiten kennt. Alles ist an Gesetze gebunden und damit zweckmäßig und logisch. Jeder Forscher, der das Gegenteil lehrt, enthüllt damit sich selbst als jemanden, der sich im ersten zarten Kindheitsstadium der Forschung befindet. Und die Erdenmenschheit ist in der mentalen Entwicklung zu weit fortgeschritten, um sich mit den mentalen Kinderseufzern begnügen zu können, die von einem solchen Stadium ausgehen können, oder um sie als Ausdruck vollkommenen Denkens oder vollkommener Intellektualität zu betrachten.
Die Analyse der Talententwicklung ist notwendig, um zur vollständigen Enthüllung der Wahrheit zu gelangen. Wenn die Wiedergeburt nicht existierte und wir nur in unserem derzeitigen Leben existierten, müssten wir die Gottheit mehr fürchten als den Teufel. Die logische Konsequenz des Gottesbegriffes in der christlichen Auffassung lässt diesen Gottesbegriff ohne Verbindung zum wirklichen Leben